Wohl um das Jahr 630 herum beschwor der Historiker Theophylaktos
Simokates eine göttliche Weltordnung, in der die beiden Großreiche Rom und
Persien, gleichsam die „beiden Augen der Welt“, im Einklang miteinander
existieren konnten. Die Realität war freilich eine andere: Das frühe siebte
Jahrhundert und mithin die Herrschaft des Herakleios (610-640) wurde vom
„letzten großen Krieg der Antike“ geprägt, der das politische Gleichgewicht der
Mittelmeerwelt nachhaltig verändern sollte. Die daraus resultierende
Desintegration der antiken Ökumene wurde begleitet von zum Teil religiös motivierten
Auseinandersetzungen, eschatologischen Ängsten, antisemitischen Ausbrüchen,
weitläufigen Flucht- und Migrationsbewegungen, regional aufkeimenden Epidemien
und grundlegenden ökonomischen Umwälzungen. Diese tiefgreifenden strukturellen
Veränderungen des siebten Jahrhunderts, das in der Forschung lange als „dunkles
Jahrhundert“ galt, werden im Seminar anhand ausgewählter Quellen aus der
Regierungszeit des Herakleios diskutiert.
- Kursleiter:in: Christian Barthel