Supererogationen sind Handlungen, die man nicht tun muss, weil sie über die Pflicht hinausgehen. Gibt es solche Handlungen? Oder ist jede moralisch wertvolle Handlung Pflicht, weil sie moralisch wertvoll ist? Mit Kant und anderen müsste man das sagen. Das Seminar rekonstruiert in einem ersten philosophiehistorischen Teil den Ursprung des moralphilosophischen Supererogations-Begriffs in der Bibel und der Scholastik bis zur ‚Wiederentdeckung‘ durch den Utilitaristen James Urmson im Jahr 1958. Im zweiten Teil wird das ‚Paradox der Supererogation‘ zur Diskussion gestellt: Unter diesem Etikett wird die Frage diskutiert, ob es Supererogationen überhaupt geben kann. In einem dritten Teil werden Anwendungsfragen diskutiert, wie beispielsweise die Frage, ob die Lebendspende eines Organs Supererogation oder Pflicht ist? Im vierten Seminarteil wird schließlich die didaktische Frage diskutiert, ob man Schülerinnen und Schülern supererogatives Handeln ans Herz legen sollte oder ob man es damit befördert, dass sie sich im Namen der Moral ausnutzen lassen? Ist es wirklich ratsam, immer das moralisch Beste zu tun? Oder profitieren davon nur die anderen? Vor allem um diese Frage soll es in dem Seminar gehen.