Autofiktionale Romane und Erzählungen erfahren in den letzten Jahren besondere Konjunktur. Die ›Ich-Erzähl-Exzesse‹ Karl Ove Knausgårds, Benjamin v. Stuckrad-Barres Panikherz, Tom Kummers schon nahezu exhibitionistischer Roman Nina & Tom oder Moritz v. Uslars Erzählerfigur »Der Reporter« in den »teilnehmenden Beobachtungen« Deutschboden und Nochmal Deutschboden, legen die Diagnose eines ›autofictional turns‹ der Gegenwartsliteratur nahe.
Das Seminar will die verschiedenen Spielarten des Erzählens der eigenen Biographie genauso untersuchen, wie Erzählerfiguren, die mit deren Autor:innen kongruent zu sein scheinen. Darüber hinaus sollen die jeweiligen Entwürfe von Gegenwärtigkeit, bzw. die Positionierungen der jeweiligen Autor:innen zu Phänomenen des Gegenwärtigen anhand ihrer Figuren thematisiert werden.
Das Seminar gliedert sich dafür auf: In einen theoretischen Teil, in dem die Studierenden entsprechende Primär- und Sekundärtexte diskutieren und einen praxisnahen Teil, der die Studierenden dazu anleiten soll, mit verschiedenen Techniken des autofiktionalen Erzählens zu experimentieren, um das angeeignete Theoriewissen in eine jeweils eigene Praxis zu überführen.
Auf diese Weise soll den Studierenden einerseits Wissen über die Theorie des Erzählens, die Konstruktion autofiktionaler Texte und über Konzepte literarischer Gegenwärtigkeit vermittelt werden. Andererseits sollen die Studierenden dazu angeleitet werden, die eigenen Schreibkompetenzen konzeptionell und stilistisch weiter zu entwickeln.