Der EUTHYPHRON ist der erste Dialog jener Tetralogie, die – dramatisch gesehen – vom Prozess, der kurzen Haftzeit und der Hinrichtung des Sokrates handelt. Philosophisch gesehen, werden in dieser Dialoggruppe Fragen nach der Seele des Menschen, wie der Mensch für seine Seele zu Sorgen habe und nach der Bedeutung des Todes erörtert. Sokrates trifft den namensgebenden Euthyphron unmittelbar vor jener verhängnisvollen Gerichtsverhandlung, in der er zum Tode verurteilt wird. Auch Euthyphron hat eine heikle Klage vorzubringen, denn er will seinen eigenen Vater wegen Mordes anklagen. Da sich Euthyphron als stadtbekannter Priester und Seher seiner Sache sehr sicher ist, obwohl diese Handlung ganz offensichtlich dem Pietätsempfinden der meisten Griechen*innen zuwiderläuft, entspinnt sich zwischen Sokrates und Euthyphron ein Gespräch über das Wesen des Frommen und sein Gegenteil.
Das Seminar möchte ein close reading dieses Dialoges geben. Auf dieser Grundlage erhalten die Studierenden eine Einführung in die Werke Platons und sollen damit zum eigenständigen Erschließen weiterer Dialoge befähigt werden. Daneben dient das Seminar der Vermittlung von Grundkompetenzen im wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben. Die Studierenden sollen anhand von regelmäßigen schriftlichen Übungen an das Erstellen der ersten Modularbeit herangeführt werden. Wie finde ich mein Thema? Wie entwickle ich eine Fragestellung und eine eigene Hypothese? Wie baue ich meine Arbeit auf? Welche formalen Vorgaben muss ich beachten? Der Dialog EUTHYPHRON wird dabei immer wieder als Textgrundlage dienen. Es wird daher die Anschaffung der angegebenen Pflichtlektüre empfohlen. Zum Bestehen des Seminares ist eine regelmäßige, aktive Teilnahme sowie die Abgabe der schriftlichen Übungen erforderlich. Der Umfang der schriftlichen Übungen entspricht dem Arbeitsaufwand eines fünfseitigen Essays.