Dass Menschen handeln, ist eine unbestrittene Grundannahme der Soziologie und des alltäglichen Zusammenlebens. Aber was passiert, wenn wir davon ausgehen, dass auch Objekte, Artefakte, belebte und unbelebte Materie über Handlungsmacht verfügen? Die Covid-19-Pandemie, aber auch Prozesse wie Digitalisierung führen uns aktuell vor Augen, wie sehr das Soziale von nicht-menschlichen Faktoren, Aktanten und Netzwerken abhängig ist und strukturiert wird. In diesem Seminar widmen wir uns theoretischen Ansätzen, die sich vom menschlichen Primat des Sozialen verabschieden und stattdessen das Soziale als Verflechtung und Netzwerk von menschlichen und nicht-menschlichen Zusammenhängen begreifen. Damit sind sowohl ontologische als auch epistemologische und natürlich auch forschungspraktische Implikationen verbunden, die wir uns anhand gemeinsamer Lektüre und Diskussion erschließen werden. Als Lektüre dienen dabei grundlegende Texte zum Verhältnis von Materialismus und Materialität, zur Actor-Network-Theory, dem Posthumanismus und der Assemblage Theorie, sowie Fallstudien, die diese theoretischen Programme forschungspraktisch umsetzen.