Der anonym überlieferte Minne- und Aventiure-Roman Friedrich von Schwaben entstand wohl im 14. Jahrhundert und erzählt eine Geschichte, die sich dem Narrativ der 'Feenliebe' zuordnen lässt. Auf der Jagd verfolgt der Protagonist Friedrich einen Hirsch, der ihn auf eine fremdartige Burg führt und sich dort nachts in die verzauberte Königstochter Angelburg verwandelt. Friedrich misslingt jedoch die Erlösung Angelburgs, weil er Angelburgs Verbot, sie niemals anzusehen, nicht befolgt. Dieser Tabubruch hat schlimme Konsequenzen, denn Angelburg wird einem noch wirksameren Zauber unterworfen und lebt fortan als Taube. Es folgt eine insgesamt zwanzig Jahre währende Suche nach der Verschwundenen, in deren Verlauf Friedrich unter anderem eine Ehe mit der Zwergenkönigin Jerome schließt, diese später aber wieder verlässt.

Friedrich von Schwaben knüpft an Erzähltraditionen an, die üblicherweise unter den Begriffen der 'Feenliebe' und der 'gestörten Mahrtenehe' systematisiert werden. Im Seminar wird genauer zu diskutieren sein, wie der Roman diesen literarischen Themenkomplex variiert und erweitert. Weitere Schwerpunkte bilden die Darstellungen des Magischen und Andersweltlichen sowie insbesondere die Metamorphosen Angelburgs, deren wechselnde Gestalt die Grenzen des Menschlichen überschreitet. Darüber hinaus wird sich das Seminar mit Minnekonzeptionen sowie den verhandelten Form adliger Herrschaft und Identitätsbildung beschäftigen. Da die Heidelberger Handschrift des Friedrich von Schwaben  insgesamt 109 Illustrationen enthält, bietet es sich an, auch dieses Bildprogramm in die Seminardiskussion einzubeziehen.

Textausgabe: Friedrich von Schwaben. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Sandra Linden. Konstanz 2005.