Die Sprachen der uralischen (= finno-ugrischen + samoyedischen)
Sprachfamilie weisen eine Vielzahl syntaktischer und morphologischer
Phänomene auf, die den vielerforschten Sprachen Europas fremd sind. Zu
diesen im Kurs zu besprechenden Phänomen zählen (u.a.) die Verwendung
von Negationsverben (anstatt Negationspartikeln), das große Inventar
nicht-finiter Verbformen, das reiche Kasussystem, die Syntax und
Semantik von Possessivsuffixen, Wortstellungsvariation und
-variabilität, und der agglutinierende Sprachbau im allgemeinen. Durch
das Kennenlernen dieser Phänomene werden Kenntnisse in der Typologie und
syntaktischen Diversität der Sprachen der Welt vermittelt. Doch es
bleibt nicht beim bloß deskriptiven Kennenlernen der Phänomene, sie
werden auch noch formal zu analysieren versucht. Auf Grundlage dieser
Analysen werdet ihr dann selber tätig werden um neue Sachen über
uralische Sprachen feldforschend herauszufinden, wobei sich natürlich
die drei größten Sprachen, Estnisch, Finnisch und Ungarisch, am
einfachsten dafür eignen. Die Feldforschungsarbeit wird im Kurs
vorbereitet und ausgewertet, und bei geringer Teilnehmendenzahl würde
ich auch einfach entsprechende native speaker einladen. Auch sonst
werdet ihr im Kurs vieles selber aktiv und ergebnisoffen herausfinden,
zusammenstellen und analysieren. Es ist derzeit sogar noch
einfacher, an Mutersprachler*innen zu gelangen, weil die Schwelle, eine
Videokonferenz zu machen, einfach so viel geringer ist.
Der
Leistungsnachweis wird in einer Projektarbeit + Protokoll (= nicht eine
schriftliche Hausarbeit) bestehen. Das Projekt besteht im Ausweiten der
auf Wikipedia verfügbaren Informationen zu weniger dokumentierten
uralischen Sprachen. Alternativ besteht der Leistungsnachweis in dem
Feldforschungsprotokoll. Eine Ausweitung dieser Optionen kann auch zur
Modulprüfung taugen.
- Kursleiter*in: Andreas Pregla