Meist kennen Literaturwissenschaftler*innen sie nur aus der Ferne: die Heftromane, auch Groschenromane, wie sie noch heute in den Ständer der Bahnhofsbuchhandlungen stehen und mit leidlich unseriösen Titelbildern werben – Arztromane, Adelsromane, Bergromane, Horrorromane, Science-Fiction-Romane und dergleichen, seriell produziert, häufig wöchentlich ausgeliefert und (fast) nie länger als 64 Seiten. Dass auch diese populären Genres ›Literatur‹ sind, hat die Literaturwissenschaft nach den sozial-, medien- und kulturwissenschaftlichen Ausweitungen des Literaturbegriffs in den vergangenen Jahrzehnten mittlerweile akzeptiert. Zum Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen wird diese ›Massenliteratur‹ dennoch nur selten. Dabei bieten die Forschung zu dieser ›Trivialliteratur‹ oder auch ›Schemaliteratur‹, gerade im Kontext neuerer Forschungen zur populären Serialität, interessante Einblicke in das kulturelle Imginäre: von Wünschen und Sehnsüchten über Stereotype und Klischees bis hin zu Sorgen und Ängsten.

Im Seminar werden wir zunächst einmal aktuelle und historische Heftromane lesen: Arztromane, Bergromane, Adelsromane, Horrorromane, Krimiromane, Science-Fiction-Romane. Und wir werden diese Heftromane analysieren, mit allen Mitteln, die uns die literaturwissenschaftliche Methodik zur Verfügung stellt. Flankierend werden wir uns exemplarisch mit der Geschichte der Heftromane seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt machen – und wir werden uns theoretisch Ansätze der Trivial- und Schemaliteraturforschung auf der einen, medienwissenschaftliche Konzepte der populären Serialität auf der anderen Seite erarbeiten.

Das Seminar findet als digitale Veranstaltung statt, wobei sich asynchrone Einzel- und Gruppenarbeitsphasen mit synchronen Plenumsdiskussionen und Kleingruppenarbeiten (via Zoom) abwechseln werden. In der zweiten Hälfte des Seminars werden Sie zudem in einer Projektgruppe sich ein selbstgewähltes Genre der Heftromane näher erschließen.