Das Seminar widmet sich der Frage, auf welche Weise jüngste Zukunftsromane das Thema Ernährung und Versorgung behandeln. Wie, wann und wo ernähren sich Figuren in Zukunftsromanen? Welche Speisen (z.B. Algen, Quallen oder Insekten) und Getränke (z.B. flüssig oder gefroren) nehmen sie zu sich, in welcher Form (z.B. als Pillen, als Brei oder durch Infusion) und in welchem Modus (in Gemeinschaft oder alleine) erfolgt dies? Und welche Rolle spielen in Zukunftsromanen Handlungen, die die Ernährung und Versorgung der Figuren über das jeweilige Jetzt hinaus gewährleisten? Um diese und weitere Fragen zu klären, werden wir zum einen gemeinsam Zukunftsromane wie Georg Kleins „Miakro“ (2019) oder Yoko Tawadas „Sendbo-o-te“ (2018) untersuchen und Episoden aus Filmen wie „Soylent Green“ (1973) oder „Blade Runner 2049“ (2017) sowie Strategiespiele wie „Endzone – A World Apart“ (2020) hinzuziehen. Flankiert wird dies von literarhistorischen und kulturwissenschaftlichen Überlegungen zur Funktion und Symbolik von Ernährung und Versorgung insbesondere in der Science Fiction. Zum anderen werden wir mit dem Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), genauer mit den Forscher*innen des Projektes „Food4Future – Nahrung der Zukunft“, in einen interdisziplinären Dialog treten und (in Großbeeren oder digital, je nach Situation) Einsicht in naturwissenschaftliche Zukunftsernährungsforschung erhalten und über die beiden Szenarien „No Land“ und „No Trade“, die die Forschungen des Projektes modellieren, diskutieren. Basierend auf diesem Einblick in die naturwissenschaftliche Forschung können wir noch einmal neu über die Zukünftigkeit literarischer Ernährungs- und Versorgungsdarstellungen und über fiktive Szenarien in Zukunftsromanen nachdenken.

Lernziele des Seminars sind, dass Student*innen erstens Kenntnisse der Ernährungs- und Versorgungsdarstellungen in einigen jüngeren Zukunftsromanen und in anderen Medien erwerben und zweitens aus einer interdisziplinären Perspektive den Begriff des Szenarios reflektieren sowie die beiden Szenarien „No Land“ und „No Trade“ von Food4Future produktiv in die Textanalysen und -interpretationen einbeziehen können.