Das Seminarthema nimmt die Gattung Märchen aus vielfältiger Perspektive in den Blick. "Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen Welt, die überall und nirgends ist." schreibt Novalis und stellt sich damit gegen die Märchenauffassung der Aufklärung, aber auch in kritische Distanz zu jenem Märchenverständnis der Grimms, das eine eigene Gattung kreiert hatte. In diesem Spannungsfeld stehen auch die Texte der Dichterinnen. Friederike Helene Ungers "Prinzessin Gräcula" (1804) sowie Agnes Franz' "Prinzessin Rosalieb" (1841) sollen mit Bezug auf die Märchentradition der Aufklärung sowie zum französischen Feenmärchen diskutiert werden. Anhand des Märchens "Die erlöste Prinzessin" (1818) von Anna von Haxthausen geht es um deren Aufarbeitung und Umsetzung des Grimmschen Gattungsverständnisses.Der romantische Märchendiskurs im Sinne Novalis' wird über die Figur der Undine und dern Wandel in den Geschichten von Charlotte Ahlefeld "Die Nymphe des Rheins" (1812) und Louise Brachmanns "Das Reich der Wünsche" (1813) thematisiert. Zugleich wird es im Seminar immer auch um das Dichtungsverständnis der Autorinnen sowie ihr dichterisches Selbstverständnis gehen.