Monolingualismus, also „the idea that having just one language is the norm“, ist eine europäische Erfindung des späten 18. Jahrhunderts, die aber seither – so erklärt Yazemin Yildiz in ihrem 2012 erschienenen Buch Beyond the Mother Tongue. The Postmonolingual Condition – unseren Umgang mit Sprache und unsere Vorstellungen von sprachlich-kulturellen Praktiken prägen. Der Begriff der „postmonolingual condition“ beschreibt dabei das Spannungsverhältnis zwischen der Vorstellung einer grundlegend einsprachigen Verfasstheit von individueller und kultureller Identität einerseits und der tatsächlichen Mehrsprachlichkeit (allen) kulturellen Handelns andererseits. Diese oft verdeckten oder übersehenen Formen von Mehrsprachigkeit gilt es, sichtbar und spürbar werden zu lassen.
Ausgehend von Yasemin Yildiz’ Überlegungen werden wir uns im Seminar dazu mit verschiedenen Formen und Theorien literarischer Mehrsprachigkeit beschäftigen. In der intensiven Lektüre einer bunten Auswahl literarischer Texte – jüngeren und älteren Datums, lyrischen wir erzählenden, (scheinbar) einsprachigen wie (offensichtlich) mehrsprachigen – werden wir verschiedene Formen und Funktionen von Begegnungen verschiedener Sprachen in literarischen Texte erkunden. Dabei werden uns unterschiedliche multi-/translinguale Poetiken begegnen, die wir – auch mit Blick auf die (kultur)politischen Verwicklungen von Sprache – gemeinsam diskutieren werden. Nicht zuletzt soll es uns bei der Suche nach (Spuren von) Mehrsprachigkeit in literarischen Texten auch darum gehen, unseren individuellen Umgang mit Literatur mitzureflektieren.
Für die Arbeit mit den Texten sollten Sie sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse mitbringen; alle anderen Sprachen, denen wir begegnen werden, können wir auch als Fremde begegnen.