Reichtum, Macht und Ruhm. Wer unversehrt von seiner Reise in die vermeintlich fremden und unbekannten Länder des Fernen Ostens zurückkehrte, der kam als gemachter Mann heim. So oder ähnlich verlautet es während des 17. Jahrhunderts in zahlreichen Büchern über die Besonderheiten der fernöstlichen Reiche und die große Freigiebigkeit ihrer Herrscher. In den zeitgenössischen Tagebüchern und Reiseberichten von Männern, die aus verschiedenen Gründen und in ganz unterschiedlicher Profession diese weite Reise von Europa nach Asien auf sich nahmen finden wir dagegen oft ein ganz anderes, mal nüchternes, mal fasziniertes Bild: fremde Völker mit eigenartigen Ritualen und heidnischen Religionen, grausame Edelleute, merkwürdige Tiere und Pflanzen sowie großer Reichtum, an den ranzukommen aber fast unmöglich scheint.
Anhand ausgewählter Tagebucheinträge, Reiseberichte, Logbücher und Dekrete soll im Verlauf der Propädeutischen Übung ein Eindruck vermittelt werden, welche Stereotype über den Fernen Osten in Mitteleuropa (v.a. Deutschland, Holland und England) vorherrschten, welche Erfahrungen von den Reisenden tatsächlich gemacht wurden und welchen Veränderungen diese Stereotype im Verlauf des 17. Jahrhunderts unterworfen waren. Es soll zudem konkretisiert werden, welche politischen und wirtschaftlichen Interessen die europäischen Mächte (insbesondere die Niederlande) in diesen Regionen verfolgten und wie die Arbeit der einfachen Handwerker, Händler und Soldaten unter oft lebensgefährlichen Bedingungen ausgesehen haben muss.