Im Jahr 1787 meldet Robert Barker eine denkwürdige Erfindung zum Patent an: Ein Gemälde mit dem Titel La Nature à Coup d'Œil (Die Natur auf einen Blick). Dahinter verbirgt sich ein begehbares Panorama-Rundbild. Die Idee dazu, so heißt es, sei ihm während eines Sonntagsspaziergangs auf dem Calton Hilloberhalb von Edinburgh gekommen. Natürlich verstößt ein solches übergroßes, gebogenes und rahmenloses Gemälde gegen alle Regeln der Kunst, doch das stört den Autodidakten Barker wenig; ‚guter Geschmack‘ ist ihm ohnehin suspekt. Er ist fest entschlossen, seine Idee gegen alle Widerstände in die Tat umzusetzen – und Widerstände gibt es reichlich. Zum Beispiel den Präsidenten der Royal Academy, Sir Joshua Reynolds, der ihm in vollendeter Höflichkeit empfiehlt, die Angelegenheit aufzugeben, weil sie erstens nicht funktionieren würde und zweitens sowieso keine Kunst sei. Das mag Barker verletzt haben, nachhaltig beeindruckt hat es ihn nicht. Wenig später folgt die bereits oben erwähnte Patentanmeldung, 1792 wird die erste Panoramarotunde am Leicester Square eröffnet und nur wenig später avanciert das Panorama zum beliebtesten und erfolgreichsten visuellen Massenmedium Europas.

Das Seminar setzt sich mit der Medialität und der Geschichte des Panoramas von späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart auseinander. Insbesondere geht es dabei um die Fragen, ob, inwiefern und unter welchen Bedingungen von ‚Panoramakunst‘ die Rede sein kann und wie Panoramen und panoramatische Darstellungen nicht nur die Mediengeschichte, sondern auch die ‚Kunstwelt‘ beeinflusst und verändert haben.