Gedanken oder Propositionen, wie sie heute meist genannt werden, spielen eine zentrale Rolle für ein philosophisches Verständnis unseres denkenden und sprechenden Bezugs auf die Welt. So spielen sie als die Inhalte, die in Überzeugungen enthalten sind – als das, was wir glauben – und durch Sätze ausgedrückt werden – als das, was wir sagen –, die Rolle dessen, was sich wahrheitsfähig (wahr oder falsch) auf die Welt bezieht. Was aber sind Gedanken, so dass sie diese Rolle spielen können? Und was erklärt, dass sie repräsentational sind, d. h. wahrheitsfähig von der Welt handeln? In diesem Seminar werden wir uns mit einigen der wichtigsten Auffassungen von Gedanken oder Propositionen von Wittgenstein bis heute beschäftigen. Wir beginnen mit Auszügen aus Ludwig Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus und seiner Analyse von Gedanken als Gebrauchsweisen von Sätzen, die Tatsachen abbilden, um sie besonders im Verhältnis zu Bertrand Russells Analyse von Überzeugungen als multiplen Relationen zwischen denkenden Subjekten und den Gegenständen und Eigenschaften zu betrachten, von denen unsere Überzeugungen und Sätze handeln (entwickelt u. a. in Russells Aufsatz „On the Nature of Truth and Falsehood“). Dann behandeln wir einige der vielfältigen Auffassungen von Gedanken oder Propositionen, die im Anschluss an Wittgensteins Tractatus entwickelt wurden. Hier lesen und diskutieren wir klassische Texte von Elisabeth Anscombe, Wilfrid Sellars und Ruth Garrett Millikan sowie neuere Arbeiten von Peter Hanks, Scott Soames und Cora Diamond.