Franz Kafka hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einem Schriftsteller zu einer globalen Marke entwickelt – und verstellt damit oftmals den Blick auf jene städtische Literaturlandschaft, der er entstammt. So werden als „Prager deutsche Literatur“ die Werke deutsch schreibender Autoren, und einiger weniger Autorinnen, bezeichnet, die zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und dem Jahr 1938/39 entstanden sind. Neben Kafka sind auch Namen wie Rainer Maria Rilke, Franz Werfel oder Auguste Hauschner damit verbunden, gleichzeitig verweisen diese bereits auf die Heterogenität der Prager Literatur(en). Zudem haben tschechische, österreichische und deutsche Einflüsse ihre Werke ebenso geprägt wie die Stadt Prag als transkultureller Ort. Im Rahmen des Seminars soll dieser „hybride Literaturraum“ untersucht werden, wobei die Fixierung auf Prag und die damit einhergehende Marginalisierung der böhmisch-deutschen Literatur im Sinne einer Zentrum-Peripherie-Dichotomie auch kritisch hinterfragt werden soll.